Durch den Klimawandel und die deutlich sichtbaren Auswirkungen ist eine nachhaltige Entwicklung und die Einsparung von CO2-Ausstößen gefordert. Ressourcen sollten daher mit Bedacht gewählt und unnötige Transportwege vermieden werden. Das fängt beim wöchentlichen Einkauf an und hört bei der Bestattung auf. Doch welche grünen Möglichkeiten gibt es bei der Bestattung hierzulande? Gibt es überhaupt welche?
In Deutschland gibt es derzeit zwei erlaubte Bestattungsarten, aus denen sich alle anderen ableiten lassen: die Erdbestattung und die Feuerbestattung.
Die Erdbestattung ist die traditionellste Bestattungsart in Deutschland. Hierbei wird der Leichnam in einen Sarg gelegt und dieser auf einem Friedhof beigesetzt. Durch den natürlichen Verwesungsprozess zerfällt der Sarg samt Leichnam. Beim Abbauvorgang können jedoch Rückstände des Sarges oder des Leichnams in den Boden gelangen und das Grundwasser verunreinigen. Metallgriffe am Sarg oder Prothesen des Verstorbenen sind beispielsweise nicht kompostierbar.
Bei einer Feuerbestattung wird der Leichnam mitsamt dem Sarg im Krematorium verbrannt. Man spricht auch von Einäscherung. Nach der Kremation wird die Asche des Verstorbenen in eine Urne gefüllt. Diese kann auf einem Urnengrab auf dem Friedhof, im Wasser (Seebestattung) oder in ausgewiesenen Wäldern (Baumbestattung) beigesetzt werden. Problematisch bei der Feuerbestattung ist der hohe Energieverbrauch. Laut Angaben des Bestattungshauses mymoria verbraucht ein Kremationsofen pro Einäscherung durchschnittlich etwa 285 Kilowattstunden Gas und 15 Kilowattstunden Strom. Dies sei in etwa so viel, wie ein Mensch monatlich für seine Wohnung benötige. Bei der Verbrennung des Leichnams werden zudem Schadstoffe freigesetzt. Diese gelangen zwar nicht in die Umwelt, da sie durch entsprechende Filteranlagen aufgefangen werden, müssen jedoch fachgerecht entsorgt werden. Auch der Transportweg des Leichnams verlängert sich durch den Zwischenstopp im Krematorium. Und auch die Urne selbst kann aus nicht abbaubaren oder giftigen Materialien bestehen, die in den Boden wandern und ihn belasten können.
In Deutschland gilt eine allgemeine Friedhofspflicht, sprich die Überreste eines Verstorbenen müssen auf einem Friedhof beigesetzt werden. Einzige Ausnahmen bilden die See- und die Baumbestattung, die unter die Feuerbestattung fallen. Eine Seebestattung ist seit 1934 in Deutschland möglich. Hierbei wird eine wasserlösliche Urne mitsamt der Asche des Verstorbenen dem Meer übergeben. Seit 2001 ist hierzulande auch eine Baumbestattung erlaubt. Bei der Baumbestattung wird die Urne in der Nähe des Wurzelwerkes eines Baumes beigesetzt. Die Beisetzung erfolgt in einem Friedwald oder einem Ruheforst.
Laut einer Umfrage des Bundesumweltamtes halten 65 Prozent der Deutschen den Umwelt- und Klimaschutz für ein wichtiges Thema. Kein Wunder, dass deutschlandweit daher immer mehr ökologische Möglichkeiten für die Erd- und Feuerbestattung angeboten werden.
Für die Erdbestattung gibt es mittlerweile unterschiedliche Anbieter, die Särge aus ökologischen Materialien anbieten, zum Beispiel aus geschliffenem und lackfreiem Kiefernholz, aus Bambus oder Weide. Auch das Sarginnenleben kann mit umweltschonendem Material ausgestattet werden. Bei der Auswahl des Sarges kann zudem auf die Herstellung geschaut werden. Es bietet sich an, auf regionale Hersteller zurückzugreifen, um lange Transportwege zu vermeiden.
Bei der Feuerbestattung hat man die Möglichkeit, biologisch abbaubare Urnen zu wählen. Es werden hierzulande Bio-Urnen aus Pappmaschee, gepresster Maisstärke oder Naturfasern angeboten. Die FriedWald-Urne besteht hingegen meist aus Arboform (Flüssigholz). Seeurnen werden aus wasserlöslichem Materialien wie Muschelkalk, Salzkristall oder Anhydrit-Sulfaten hergestellt. Doch auch der Vorgang im Krematorium kann CO2-neutraler gestaltet werden, indem auf regionale Särge und regionale Krematorien zurückgegriffen wird. So hält man die Wege kurz und vermeidet unnötigen CO2-Ausstoß.
Ob eine Bestattung umweltfreundlich gestaltet ist, entscheidet sich aber nicht nur mit der Art der Beisetzung. Auch die Trauerfeier trägt einen wesentlichen Teil dazu bei. Bei den Gestecken kann darauf geachtet werden, dass sie aus regionalen und saisonalen Blumen gemacht und ohne Drähte zusammengesteckt werden. Eine dickere Schnur aus Naturfasern bietet sich beispielsweise an. Bei den Danksagungskarten, Tischkärtchen oder weiteren Printmedien kann auf ein umweltfreundliches Recyclingpapier zurückgegriffen werden. Auch mit der Anreise der Trauernden lässt sich CO2 einsparen. Es empfiehlt sich eine Anreise mit den ÖPNV oder dem Fahrrad, sofern der Friedhof zentral gelegen und gut zu erreichen ist.
So ganz pauschal lässt sich das nicht sagen, da auch geografische Faktore wie der Wohnsitz des Verstorbenen und der Sitz des nächsten Bestatters oder Krematoriums mit reinspielen. Je weiter die Strecken voneinander entfernt sind, desto mehr CO2 wird ausgestoßen.
Fakt ist, dass bei einer Feuerbestattung meist mehr Wege zurückgelegt werden müssen und mehr Energie benötigt wird als bei der Erdbestattung. Dies bestätigt Werner Kentrup, Bestattungsunternehmer aus Bonn, im Interview „Nachhaltig bis zum Ende - Erd- oder Feuerbestattung?“ mit Alexander Dallmus vom Bayerischen Rundfunk.
Gleiches gilt für die Seebestattung. Die Seeurne ist an sich zwar umweltfreundlich, die Form der Bestattung aber nicht. Denn nach der Einäscherung muss die Urne erst einmal zu einem Schiff und dann auf einem Schiff zu einer ausgewiesenen Stelle im Meer transportiert werden. Die Waldbestattung ist da etwas umweltfreundlicher, da auch hier die Urne aus einem biologisch abbaubaren Material gefertigt sein muss, aber kein Schiff zum Einsatz kommt. Es setzen zwar auch immer mehr Friedhöfe umweltfreundliche Urnen voraus, aber längst nicht alle.
Hieraus ergibt sich folgendes Ranking:
1. Erdbestattung
2. Feuerbestattung: Baumbestattung
3. Feuerbestattung: Urnengrab
4. Feuerbestattung: Seebestattung
Auch wenn in unserem Ranking die Erdbestattung als umweltfreundlichste Bestattungsart hervorgeht, bedeutet dies nicht, dass der gesamte Bestattungsprozess nachhaltig ist. Denn auch die Rahmenbedingungen (Sargauswahl, Sargausstattung, Trauerfeier etc.) entscheiden darüber, ob eine Bestattung umweltfreundlich ist oder nicht. Um CO2 einzusparen, sollten insbesondere die Wege so kurz wie möglich gehalten werden. Das gilt für den Transport des Leichnams und die An- und Abreise der Angehörigen und Gäste gleichermaßen. Somit können alle Beteiligten dazu beitragen, eine Bestattung nachhaltiger zu gestalten.
Quellen und weiterführende Links
Bayerischer Rundfunk: Nachhaltig bis zum Ende - Erd- oder Feuerbestattung?
Bundesverband Deutscher Bestatter e.V: Friedhofspflicht & Friedhofszwang
Everlife GmbH: Vorsorge- und Bestattungsinstitut November
FriedWald GmbH: Die Bestattung in der Natur
mymoria GmbH: Das moderne Bestattungshaus