Jeder Mensch geht anders mit dem Verlust eines geliebten Menschen um. Welche Trauerphasen dennoch typisch sind, erfährst du hier!
Bevor du diesen Artikel liest, frage dich kurz, ob du dich gerade dazu im Stande fühlst, dich über das Thema Tod und Trauern zu informieren. Wenn es dir gerade nicht gut geht, nimm dir am besten eine Vertrauensperson zur Hilfe. Ebenfalls ist es wichtig vorab zu sagen, dass jeder Mensch unterschiedlich mit dem Verlust einer nahestehenden Person umgeht und das auch völlig normal und richtig so ist. Es gibt keine Regeln darüber, wie man am besten trauert. Auch wie lange getrauert wird, ist abhängig vom Verlust und der betroffenen Person. Generell lässt sich aber sagen, dass Trauer in Wellen kommt. Auch wenn jeder Mensch anders trauert, durchleben viele Menschen die im Artikel beschriebenen Trauerphasen. Vielleicht hilft es dir nachzulesen, wie unterschiedlich sich Trauer ausleben kann. Wir möchten dir auch ein paar Tipps vorstellen, die dir hoffentlich ein wenig durch die jeweilige Phase helfen können.
Die erste Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens hält in der Regel nicht lange an. Erfahren wir vom Tod eines geliebten Menschen, ist es zunächst schwierig diese Nachricht auch nur ansatzweise zu begreifen und zu glauben. Der Körper reagiert mit einer Art Abwehrmechanismus auf die Schocknachricht. Bei vielen Betroffenen kommt es zu einer Kombination des Nicht-Wahrhaben-Wollens und einer Schockstarre. Auch dann, wenn sie die Person beim Sterben begleitet haben. Aussagen wie „Das kann nicht sein“ sind in dieser Phase typisch. Durch den Schock fühlen sich viele Betroffene wie gefühllos oder innerlich tot.
Zunächst einmal ist es völlig okay, wenn du dich so fühlst. Wichtig ist, dass du als betroffene Person deinen Gefühlen freien Lauf gibst, wenn diese Raum brauchen. Auch wenn der Alltag viele Aufgaben bereithält, kannst du diese erstmal pausieren. Du solltest wissen, dass du dir in einer solchen Zeit Hilfe suchen kannst und nichts leisten musst. Unterdrücke deine Trauer nicht, sondern lass sie raus.
Nach der ersten Phase fangen die meisten Betroffenen an den Verlust zu realisieren. Die Gefühle brechen auf und eine Phase der tiefen Trauer beginnt. Trotzdem versuchen viele Menschen in dieser Phase ihre Gefühle zu kontrollieren, um beispielsweise eine Beerdigung zu planen. Diese Kontrolle kostet oft sehr viel Energie und der oder dieTrauernde erkennt sich oft selbst nicht wieder. Die Lücke, die die geliebte Person hinterlässt, ist groß. Es kommt oft dazu, dass Gefühlsausbrüche diese Kontrolle durchbrechen. Plötzliches Weinen und Gefühlsschwankungen sind typisch für solche Ausbrüche.
Wichtig ist es, dass du diese Lücke nicht mit falschen Inhalten füllst. Viele Menschen neigen dazu, ihre Trauer durch ungesunde Tätigkeiten zu bekämpfen. Hast du das Gefühl, dass auch du das tust (zum Beispiel durch suchtanfällige Tätigkeiten), solltest du dir in jedem Fall Hilfe suchen. Lasse deine Gefühle auch in dieser Phase auf jeden Fall raus, denn nur so kannst du es irgendwann schaffen, den Tod zu akzeptieren. Suche dir, wenn möglich, eine Vertrauensperson, die dir durch diese Zeit hilft und im Notfall immer für dich da ist.
Nach dem Realisieren des Verlusts ziehen sich viele Menschen zurück und realisieren, wie stark sich ihr Leben fortan verändern wird. In dieser Phase verlieren viele Betroffenen die vorherige Selbstkontrolle oft komplett und sind von wechselnden Gefühlen betroffen. Oft wird eine Kombination aus Traurigkeit, Orientierungslosigkeit und Kraftlosigkeit empfunden. Erst in dieser Phase wird der Verlust wirklich deutlich und die Trauer hat die Möglichkeit sich komplett zu entfalten. Diese Phase ist nicht selten von depressiven Verstimmungen geprägt. Bei einer Minderheit der Betroffenen kann sich chronisches Trauern entwickeln. Hier kommt die betroffene Person aus dieser Phase nicht mehr raus. Die WHO nahm „anhaltende Trauerstörung“ 2019 als eigenständige und anerkannte Krankheit ins Verzeichnis auf.
Wenn du das Gefühl hast schon zu lange in dieser Phase festzustecken, solltest du dir in jedem Fall Hilfe suchen. Du kannst dich erst an deine Vertrauenspersonen wenden. Wenn du bereits seit mehreren Monaten in dieser Phase feststeckst, ist es ratsam, professionelle Hilfe als einen guten Weg aus dieser Phase zu nutzen. Freunde und Familie können in dieser Phase oft Trost spenden und dich vielleicht auch mal auf andere Gedanken bringen. Du kannst auch versuchen, wieder Dinge zu tun, die dir Freude bereiten. Auch wenn es dir schwerfällt dich für jegliche Aktivitäten zu motivieren, können neue Erlebnisse und Erfahrungen dich Schritt für Schritt in deinen Alltag zurückbringen.
In der letzten Phase kehrt wieder eine Sinnhaftigkeit ins Leben ein und schöne Momente treten wieder in den Vordergrund. Hierbei fangen Betroffene nicht selten an sich neue Ziele zu setzen und einige neue Lebensentscheidungen zu treffen. Es herrscht eine Aufbruchsstimmung. Der oder die Betroffene hat den Tod der geliebten Person akzeptiert. Durch diese Akzeptanz kann die betroffene Person sich auch wieder auf andere Aspekte konzentrieren. Rückschläge und erneute Trauerphasen können natürlich immer wiederkehren. Viele Menschen trauern phasenweise über Jahre. Dennoch überwiegt hier oft die Dankbarkeit, die geliebte Person gekannt zu haben, gegenüber der Trauer.
Sei achtsam mit dir. Es muss nicht jeder Tag gut sein, damit du ein gutes Leben führen kannst. Überlege dir vielleicht Rituale, durch welche du an den Verstorbenen zurückdenken kannst: Ganz gleich, ob es ein Spaziergang zum Grab oder das Anzünden einer Kerze ist.