Der Tod einer geliebten Person kann uns schwer zusetzen. Schmerz, Wut und Verzweiflung sind nur einige Emotionen, die dadurch entstehen können. Dieses „Paket“ von Gefühlen bezeichnet man als Trauer – Was das genau ist und wie du mit Trauer umgehen kannst, erkläre ich in diesem Beitrag.
Allgemein betrachtet definiert man Trauer als „eine natürliche (…) und gesunde Reaktion auf einen Verlust“ (Quelle: Kempkes, C. (2020). Mit der Trauer leben lernen. Paderborn: Junfermann Verlag). Dabei ist mit Verlust aber nicht gleich ein Todesfall gemeint – Eine Trennung oder der Jobverlust können unter anderem auch Gründe dafür sein, Trauer zu fühlen. Das Empfinden von Trauer beeinflusst zum einen, wie wir uns fühlen und zum anderen, wie wir währenddessen handeln. (Quelle: Sammer, U. (2010). Verlust, Trauer und neue Freude. Stuttgart: Klett-Cotta) Außerdem umfasst der Begriff nicht nur die Reaktion auf einen Verlust: Gleichzeitig stellt er auch den Prozess dar, Trauer zu bewältigen.
Diesen Prozess („Trauerprozess“) muss man immer individuell betrachten, denn Betroffene gehen auf unterschiedlichste Weisen mit ihrer Trauer um. Und obwohl das so ist, lässt sich der Trauerprozess allgemein in Phasen einteilen, die alle Betroffenen durchlaufen: Die sogenannten Trauerphasen. Möchtest du mehr über diese Phasen erfahren, dann schau dir Lottas Beitrag dazu an.
Aber wie wirkt sich Trauer denn nun eigentlich auf uns aus? Du weißt bereits, dass Trauer unsere Weise zu fühlen und handeln beeinflussen kann. Es gibt sowohl körperliche als auch psychische Reaktionen auf einen Verlust. Hier sind einige Beispiele (Quelle: Sammer, U. (2010). Verlust, Trauer und neue Freude. Stuttgart: Klett-Cotta):
- Schlafstörungen
- Magen-Darm-Beschwerden (u.a. Übelkeit, Blähungen, Durchfall)
- Kraftlosigkeit
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Schmerzen im Bereich des Herzens, Atem- und Kreislaufprobleme
- Resignation, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit
- Energie-/Antriebslosigkeit
- Schuld- und Schamgefühle
- Gereiztheit (Zorn, Aggression)
- Identitätsverlust, Verlust von Orientierung und Kontrolle
Trauer kann sich dementsprechend auf viele verschiedene Arten äußern. Mach dir keine Sorgen, wenn du von solchen Symptomen betroffen bist, sie sind in Trauerfällen sehr üblich. Sollten deine Beschwerden allerdings längere Zeit andauern (sowohl körperliche als auch psychische), dann zögere bitte nicht, eine:n Arzt oder Ärztin aufzusuchen!
Vorab solltest du wissen, dass es natürlich keinen genauen Leitfaden zur Trauerbewältigung gibt. Wie bereits gesagt, verarbeitet jede:r seine Trauer anders. Manchen fällt es einfacher als anderen. Manchen helfen diese Tipps, manchen wiederum vollkommen andere. Sieh die folgenden Tipps demnach nicht als Aufgaben, die du zur erfolgreichen Trauerbewältigung absolvieren musst. Sieh sie eher als eine Art Hilfestellung, die dich dazu motivieren soll, deine Trauer zu akzeptieren und sich mit ihr auseinanderzusetzen (Quellen: Kempkes, C. (2020). Mit der Trauer leben lernen. Paderborn: Junfermann Verlag; Sammer, U. (2010). Verlust, Trauer und neue Freude. Stuttgart: Klett-Cotta).
Du bist nicht selbst von einem Verlust betroffen, sondern jemand aus deinem Umfeld? Dann schau dir Zeynis und Neynas Beiträge an: Sie erklären dir, wie Du am besten mit Betroffenen sprechen und sie im Trauerfall unterstützen kannst.
Es ist sehr wichtig, dass du deine Trauer wahrnimmst und ebenso akzeptierst, nicht dagegen ankämpfst. Vergiss zu keinem Zeitpunkt, dass deine Trauer eine natürliche Reaktion ist! Nur so kannst du im Trauerprozess vorankommen. Akzeptanz ist außerdem kein „Schritt“, den man abhaken kann: Sie muss während des gesamten Trauerprozesses stattfinden. Deshalb ist dieser Tipp besonders schwierig, umzusetzen. Denn sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen, kann ziemlich schmerzhaft sein. Sich aber nicht mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen, kann ebenso schmerzhaft sein und langfristig gesehen nicht zu deiner Besserung führen. Versuche nicht zu unterdrücken, was du gerade fühlst. So bist du wesentlich anfälliger dafür, deine psychische Gesundheit zu gefährden. Kommuniziere deine Gefühle offen mit anderen oder versuche selbst, dir diese vor Augen zu führen – Beispielsweise indem du ein Tagebuch führst.
Zur Kommunikation gehört nicht nur das Aussprechen deiner Gefühle. Es geht ebenso darum, dass du anderen gegenüber deine Bedürfnisse äußerst. Oft möchten Freund:innen und Familie im Trauerprozess helfen. Wie genau sie das tun können, musst du aber kommunizieren. Denn hier sei nochmal gesagt, dass jede:r anders mit seiner Trauer umgeht und demnach andere Ansätze hat, dir zu helfen. Sprich klar aus, was du benötigst: Brauchst du jemanden zum Reden oder eine Person, die dir im Haushalt hilft? Oder möchtest du vielleicht sogar einfach in Ruhe gelassen werden? Kommuniziere offen mit deinem Gegenüber und sprich aus, was dir hilft und was nicht. Dazu gehört auch, etwas abzulehnen. Fühl dich nicht schlecht, wenn du „Nein“ zu etwas sagst: Sicher meinen es andere nur gut, du weißt aber in der Regel eher, was dir guttut.
Solltest du beruflich tätig sein oder z.B. studieren, spricht nichts dagegen, sich eine Auszeit zu nehmen. Zögere nicht, dich für eine Weile krankzuschreiben - Denn zu Trauern kann einem viel Kraft und Energie rauben. Sich dabei zusätzlich in die Arbeit zu stürzen, kann schlecht für dein Wohlbefinden sein. Gönn‘ dir eine Ruhepause, in der du dich erholen und deine Trauer verarbeiten kannst.
Beachte aber, dass es auch riskant sein kann, sich von allem abzukapseln – Vor allem langfristig gesehen. Denn je mehr du dich abgrenzt, desto schwerer könnte dir später der Einstieg in den Alltag fallen.
Plane deinen Tag in kleinen Schritten durch, z.B. mit einer To-Do-Liste. Kleine Schritte sind hier das Stichwort! Nimm dir nicht zu viel vor, wenn du dich nicht in der Lage dazu fühlst. Manchmal helfen bereits Errungenschaften wie zu duschen oder kochen dabei, sich besser zu fühlen. Stress dich aber nicht, weil du etwas nicht schaffst: Es gibt Tage, die sich schlimmer anfühlen als andere und es ist genauso wichtig, auf dein Wohlbefinden zu achten - Auch wenn das bedeutet, dass du diesmal weniger geschafft hast.
Ist man von einem Verlust betroffen, plagen einen emotionale sowie physische Beschwerden. Man möchte beispielsweise nichts essen, trinken oder sich bewegen – Mach es trotzdem! Dein Körper braucht Nahrung, auch wenn er es nicht signalisieren mag. Ebenso wie Schlaf oder Bewegung. Achte also darauf, dass du genug isst und dich gelegentlich bewegst (z.B. ein kleiner Spaziergang). Dies mag sich manchmal wie ein Kampf anfühlen, ist aber nicht nur für deine körperliche, sondern auch deine seelische Gesundheit besonders wichtig. Integriere diese Aspekte auch gerne in deine To-Do-Liste, damit du sie nicht vergessen kannst. Auch ein warmes Bad oder eine kleine Pause von allem kann erholend wirken. Mach das, was dein Wohlbefinden in der Regel steigern würde. Gibt es z.B. ein Hobby, das du nach dem Verlust ignoriert hast? Dann könnte es jetzt Zeit sein, sich wieder damit zu beschäftigen!
Es ist sicherlich leichter gesagt als getan, sich mit solchen Aspekten auseinanderzusetzen - Und es ist nicht schlimm, bei dem Versuch zu verzweifeln. Letztendlich ist bereits der Versuch viel wert. Mach das, was für dich im Rahmen des Möglichen ist. Eventuell wird es mit der Zeit einfacher fallen, sich mit den oben genannten Dingen auseinanderzusetzen. Zeit ist allerdings kein wichtiger Faktor. Nimm dir die Zeit, die du benötigst und lass dich nicht verunsichern, wenn andere Personen bereits „weiter“ sind als Du. Trauer ist wie gesagt individuell und wird von jeder Person anders verarbeitet. Wichtig ist auch: Solltest du merken, dass du allein nicht mit deiner Trauer umgehen kannst, dann zögere keineswegs, dir (professionelle) Hilfe zu suchen! In einem anderen Beitrag spricht Johanna über weitere Hilfsangebote, schau ihn dir gerne an. Eventuell hilft dir auch der Austausch mit anderen Betroffenen – In diesem Fall kannst du dir Hannahs Beitrag zum Thema Trauerforen anschauen: Sie stellt dir mehrere Möglichkeiten vor, mit anderen Trauernden in Kontakt zu treten.
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