Der Umgang mit der Angst vor dem Tod

Der Tod ist für uns alle unausweichlich. Dennoch, oder gerade deshalb, haben viele Menschen nicht nur Angst vor dem Tod selbst, sondern auch davor, sich mit dem Thema überhaupt zu beschäftigen. Wieso es aber helfen kann sich mit dem eigenen Sterben und der Endlichkeit der eigenen Existenz auseinanderzusetzen, versuchen wir euch in diesem Artikel zu beantworten.

01

Woher kommt die Angst vor dem Tod?

Die Angst vor dem Tod - sie ist wahrscheinlich die älteste Angst der Menschheit. Seit Jahrtausenden kämpfen, fliehen und flehen Menschen, um dem Tod zu entrinnen. Mediziner, Wissenschaftler, Ingenieure und viele weitere Menschen finden immer neue Wege, um den Tod für uns Menschen weiter hinauszuzögern. Nicht wenige von ihnen widmen dieser Aufgabe ihr ganzes Leben. Letztendlich aber ist der Tod, ist das Sterben, für uns alle unausweichlich. Das Bewusstsein darüber löst verständlicherweise in vielen von uns größte Sorgen und Ängste aus. Doch niemand von uns möchte sein Leben in Angst verbringen, nur zitternd und auf das Ende wartend.

Was können wir also tun um uns der Endlichkeit unserer Existenz bewusst zu werden ohne dabei in Angst oder gar Panik zu verfallen? Eine einfache Lösung gibt es nicht. Dafür wiegt das, was wir am Ende hinter uns lassen müssen, nämlich unser Leben, unser Bewusstsein, unsere Familien und Freunde, einfach zu schwer. Sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen erfordert deshalb Mut und Kraft, und ein Erfolg ist nicht garantiert. Dennoch gibt es Wege, die über das Verdrängen der Tatsachen hinaus gehen.

Einer der bekanntesten deutschsprachigen Experten zum Thema Umgang mit der Angst vor dem Tod ist der Psychologe und Psychotherapeut Dr. phil. Hans Morschitzky. In seinem Buch, Die Angst vor dem Tod: Existenzielle Ängste wahrnehmen und als Chance nutzen, schreibt Dr. Morschitzky über die Ursachen der Angst vor dem Tod und wie wir diese Angst als Chance für das Leben nutzen können. Dabei spricht er vor allem das sogenannte Sterbeparadoxon an: Niemand kann sich vorstellen wie es ist, tot zu sein. Denn unserem Bewusstsein fehlt die Fähigkeit, sich vorzustellen, wir hätten kein Bewusstsein mehr. Daher erleben Menschen den Tod immer nur als Tod eines anderen Menschen. Unterbewusst entsteht dadurch das Gefühl, man selbst könne überhaupt nicht sterben.

Die Angst vor dem Tod kann dabei, laut Morschitzky, in drei Ängste unterteilt werden:

Die Angst vor dem Sterben


Menschen haben Angst davor zu sterben. Denn für viele Menschen kann das Sterben ein langer Prozess sein, der unter Umständen mit Schmerzen, Leid und Wut verbunden sein kann. Diese konkreten Befürchtungen lösen bei vielen Menschen den Wunsch aus, irgendwann "friedlich einzuschlafen".

Die Angst vor dem Tod


Das Erkennen der Endlichkeit des eigenen Lebens ist für die meisten von uns die größte aller Ängste. Sie löst in vielen Menschen die Frage danach aus, was für einen Sinn das Leben hat wenn es sowieso irgendwann endet oder setzt sie dem Druck aus, etwas schaffen zu wollen, was ihre eigene Existenz überdauert. Seien es Kinder, die die Erinnerungen an einen selbst weiterleben lassen, wissenschaftliche Durchbrüche, berühmte Gebäude oder erfolgreiche Geschichten.

Die Angst vor dem Danach


Diese Angst hängst stark davon ab, was Menschen glauben. Hier kann z.B. die Angst vor der Hölle oder eine vergleichbare religiöse Vorstellung eine Rolle spielen. Für manche Menschen spielt diese Angst kaum eine Rolle, für andere übertrifft sie die Angst vor dem Sterben und die Angst vor dem Tod bei weitem.

Laut Morschitzky geben Frauen deutlich öfter an, Angst vor dem Tod zu haben. Das bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass Männer seltener Angst vor dem Tod haben. Es kann auch bedeuten, dass Männer diese Angst weniger offen zugeben oder sie eher verdrängen. Eine klare Tendenz sieht man auch beim Alter: Junge Menschen haben mehr Angst vor dem Sterben und dem Tod als ältere Menschen. Denn sie verlieren im Falle ihres Todes deutlich mehr Lebenszeit, während Menschen im hohen Alter den Großteil ihres Lebens bereits gelebt haben.

Für einige Menschen spielt bei der Angst vor dem Tod weniger die eigene Existenz eine Rolle sondern mehr das Zurücklassen der Familien und Freunde. So macht sich ein Elternteil, der im Sterben liegt, möglicherweise mehr Sorgen um das Schicksal seiner Kinder, die er oder sie zurücklässt, als um sein eigenes.

Was aber kann man nun tun, wenn man Angst vor dem Tod hat?

Grundsätzlich kann es helfen, sich den Spruch "Der Weg ist das Ziel" vor Augen zu führen. In diesem Fall wäre das Leben eine Art Roadtrip, der uns an viele wundervolle Orte, zu wundervollen Menschen und zu großartigen Erlebnissen führen kann. Ja, der Roadtrip endet eines Tages, und das weiß man bereits bevor man ihn beginnt. Trotzdem plant man ihn, freut sich auf ihn und genießt im Idealfall jede Sekunde, weil es eine Reise ist, die es wert ist erlebt zu werden.

Vielen Menschen hilft es auch zu wissen, dass im Falle ihres Todes die Erinnerung an sie in den Köpfen und Herzen vieler anderer Menschen weiterlebt. So lange die Erinnerung an die eigene Person weiterlebt ist man also nie wirklich weg. Dieses Wissen kann beruhigen und manche Menschen dazu motivieren, ein gutes und erinnerungswürdiges Leben zu führen.

Helfen können auch Gespräche mit älteren Menschen, deren Angst vor dem Tod vielleicht nicht mehr so groß ist. Viele ältere Menschen geben an, auf ein erfülltes Leben zurückblicken zu können und den Tod als einen Freund anzusehen, mit dem man sich eines Tages trifft, um das Buch der eigenen Existenz zu schließen. Diese Menschen können oft helfen wenn es darum geht herauszufinden, was im Leben wirklich zählt, worauf es ankommt und auf was man am Ende mit Stolz und ohne Bedauern zurückblicken kann. Denn wohl niemand wird es im Sterbebett noch bedauern, die Wohnung nicht regelmäßig geputzt zu haben.

Eine konkrete Vorbereitung auf den eigenen Tod kann ebenfalls hilfreich sein. Was passiert mit meinem Körper, wenn ich gestorben bin? Ist für meine Hinterbliebenen ausreichend gesorgt? Kann ich, z.B. mit einer Organspende, anderen Menschen mit meinem Tod vielleicht sogar helfen? Was passiert mit meinen Daten im Internet? Sich frühzeitig über diese Fragen Gedanken zu machen und Umstände geklärt zu wissen wirkt auf viele bereits beruhigend.

Wem all das aber nicht hilft, und wessen Angst vor dem Tod regelmäßig unerträglich ist und Panik verursacht, dem kann eine Psychotherapie möglicherweise besser helfen. Erste Anlaufstellen können hier verschiedene Hotlines sein, wie z.B. die Nummer gegen Kummer für Kinder, Jugendliche und Erwachsene oder die Telefonseelsorge. Viele Städte, Kreise und Gemeinden bieten außerdem Informationen darüber an, an welche Stellen man sich im Falle einer akuten Krise wenden kann. Weitere Informationen über Beratungsstellen findet man z.B. auf der Seite der Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V..

Thank you! Your submission has been received!
Oops! Something went wrong while submitting the form.